Der „Erstkontakt“ mit dem Thema tiny house erfolgte im August 2015. Was dann kam, waren erst einmal keine konkreten Baupläne, sondern ernsthafte Überlegungen zum Thema downsizing. Was brauche ich wirklich, wovon kann ich mich trennen?
Daraufhin wurde alles mehr oder weniger gründlich durchforstet, Kleidung aussortiert, Bücher und CDs verkauft oder verschenkt, einige Sachen bei eBay vertickt … parallel dazu reifte die Idee, selbst ein tiny house zu bauen.
(Das Thema downsizing ist übrigens noch keineswegs abgeschlossen, das passiert – zumindest bei uns – nicht in einer einmaligen Aktion, sondern immer mal wieder in kleinen Schüben.)
Zu der Zeit gab es hauptsächlich Bauanleitungen und Informationen aus Amerika, wo das Gewichtsproblem eines fahrbaren Wohnanhängers eher zweitrangig ist, während wir die magische Grenze von 3,5 t keinesfalls überschreiten dürfen.
Erste Anfragen beim TÜV waren dann auch eher ernüchternd, im Grunde wurde uns „durch die Blume“ abgeraten, so etwas zu machen. Als wir im Internet dann auf einige kleine Häuser in Deutschland gestoßen sind und gesehen haben, dass es auch im Land der Bürokratie möglich ist, ein tiny house zu bauen, haben wir im Sommer 2016 konkret mit der Planung begonnen und uns mit Handwerkern vor Ort getroffen.
Im Frühjahr 2017 stand dann der Anhänger vor unserer Haustür, und im ersten Sommer/Herbst ging es hauptsächlich darum, die Außenhülle zu errichten.
2018 ging es dann (zumindest für die Nachbarn, die den Innenausbau ja nicht mehr „live“ mitverfolgen konnten) langsamer voran. Wie auf der Startseite angedeutet, haben wir uns bewusst dafür entschieden, einige Dinge konkret „vor Ort“ zu planen, weil auf dem Papier alles anders aussieht, und auch SketchUp nur eine grobe Vorstellung davon ermöglicht, wie es in der Realität mit dem Platz aufgeht. Alleine für die Treppe ins Schlafloft haben wir drei Prototypen aus OSB-Resten gebaut und ausgiebig getestet, bevor wir sie dann den besten Entwurf in Buche Multiplex umgesetzt haben.
2019 wurde das Projekt dann so weit abgeschlossen, dass die TÜV-Zulassung beantragt werden konnte. Eine Einzelabnahme ist etwas aufwändiger, als „mal eben“ mit dem PKW vorzufahren. Neben den notwendigen Unterlagen (korrekte Maße und Gewicht, ordnungsgemäße Beleuchtung, Prüfberichte bzw. Gutachten für Statik, Holzofen und Elektrik) war eine Probefahrt angesetzt, die wir nicht im Winter machen wollten, damit das Streusalz nicht unnötigerweise die Lebensdauer der Bremsen verkürzt. Wegen Corona verschob sich die Fahrt dann ein gutes Stück nach hinten, aber trotz widriger Witterungsumstände (warum muss der Wind genau dann stärker werden, wenn es auf die Autobahn geht?) hat alles geklappt – wir haben TÜV und dürfen auf die Straße (und auf die Autobahn!).
Nun geht es um die Feinheiten – wie viel Kleidungsstücke und wie viele Töpfe sind notwendig? Wo bringt man was am besten unter? Auch solche Dinge lassen sich (unserer Meinung nach) nicht vorab bis ins Kleinste planen und ergeben sich erst im Laufe der Zeit.